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Interview | Alexander Lippert
„Massiv unterinvestiert“
Seit geraumer Zeit entwickeln sich europäische Nebenwerte schlechter als Aktien großer Konzerne. Die Folge ist, dass sie deutlich unterbewertet sind. Sehen wir nun eine Trendwende? Ende August stellte sich Alexander Lippert, Portfolio Manager bei der GS&P Kapitalanlagegesellschaft S.A., den Fragen der Redaktion.
finanzwelt: Herr Lippert, die Börsianer schauen auf gute Zeiten zurück. Zumindest diejenigen, die auf Large Caps mit Tech-/KI-Schwerpunkt gesetzt haben. Nebenwerte schaffen bislang noch kein nachhaltiges Comeback. Warum eigentlich?
Alexander Lippert» In den letzten Jahren hat sich das Investitionsumfeld erheblich verändert. Megatrends und Mega Caps haben das Marktgeschehen dominiert. Allokatoren haben Kapital aus Nebenwerten abgezogen, um es ‚mit dem Trend‘ zu investieren. Die Kursperformance gab ihnen Recht. Gleichzeitig hat die geringere Liquidität bei Nebenwerten diesen Teufelskreis verstärkt. Zusammen mit dem stetig wachsenden Anteil passiver Investitionen führte dies zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Die Underperformance der mittelgroßen und kleineren Titel hat nun eklatante, in der letzten Dekade kaum gesehene Ausmaße angenommen – die Bewertung von Small Caps ist extrem niedrig, sowohl absolut als auch relativ zu Large Caps. Unseres Erachtens ergeben sich hieraus Chancen. Für ein nachhaltiges Comeback sind starke Signale erforderlich, die einen Umschwung in Richtung Nebenwerte auslösen könnten. Die historisch günstige Bewertung spricht für sie, reicht allein jedoch noch nicht aus. Viele Marktteilnehmer sind mittlerweile in Nebenwerten massiv unterinvestiert. Anziehendes Wirtschaftswachstum und eine Entspannung am kurzen Ende der Zinskurve könnten somit zum Auslöser einer Aufholjagd der Small und Mid Caps werden.
finanzwelt: Nebenwerte hatten nirgends einen guten Lauf, doch besonders schlecht lief es in Europa. Wie lautet Ihre Erklärung?
Lippert» Europa läuft Gefahr, im globalen Wettbewerb von den USA und China abgehängt zu werden. Das oft zitierte Bonmot ‚Die USA innoviert, China kopiert, Europa reguliert‘ trifft es leider auf den Punkt. Insgesamt war das Wirtschaftswachstum in Europa zuletzt geringer als in anderen Regionen der Welt. Der anhaltende Ukraine-Konflikt und die dadurch gestiegenen Energiepreise haben die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie beeinträchtigt, was das Interesse internationaler Investoren an Europa gedämpft hat. Trotzdem bieten die derzeit niedrigen Bewertungen in Europa implizit höhere zu erwartende zukünftige Renditen – insbesondere nach dem enormen Lauf und der Verteuerung anderer Segmente und Märkte.
finanzwelt: Nebenwerte sind eine heterogene Gruppe. Welche haben Aufholpotenzial und welche eher nicht?
Lippert» In der Tat tun sich hier große Unterschiede auf. Wir sind vom Ansatz her Stockpicker, was quasi heißt, dass wir auch mal Äpfel mit Birnen vergleichen. Aktuell tun sich insbesondere konsumentennahe Geschäftsmodelle und viele vom allgemeinen Investitionszyklus abhängige Unternehmen schwer. Wir haben aufgrund der Hochzinsphase auch Titel mit viel Exposure zur Bauwirtschaft oder hohen Verschuldungen sowie Werte, die viele Umsätze in und mit China erzielen, gemieden. Wir mögen hingegen Unternehmen mit individuellen Ergebnistreibern, die sich auch in schwierigerem Fahrwasser überdurchschnittlich schlagen sollten. Grundsätzlich sehen mit unserem eigenständigen, aktiven und wertorientierten Investitionsansatz in Nebenwerten und Spezialitäten unverändert attraktive Renditechancen abseits des (passiven) Mainstreams.
finanzwelt: Viele Nebenwerte sind traditionsreiche, familiengeführte Unternehmen. Wie offen ist man hier grundsätzlich für Neues?
Lippert» Familiengeführte Unternehmen denken oft in Generationen und setzen deshalb stärker auf langfristige Investitionen – sei es in Innovation, Kapazitäten oder in ihre Mitarbeiter. Die Herausforderung sehe ich eher in der Machtkonzentration und in Nachfolgekonflikten. Sofern gut geregelt, ermöglichen die unbürokratischen Entscheidungsprozesse dieser familiengeführten Unternehmen eine schnelle Reaktion auf neue Marktchancen. Gleichzeitig sorgt eine oft durch den Ankeraktionär vorgegebene klare strategische Ausrichtung und stabile Führung für die notwendige Kontinuität. Das Ergebnis ist eine nachhaltige und widerstandsfähige Unternehmensführung, die langfristigen Erfolg verspricht.
finanzwelt: Sie sind u. a. für den ‚GS&P Fonds – Family Business‘ verantwortlich. Wie gehen Sie bei der Aktienselektion vor?
Lippert» Unser definierender Anlagegedanke ist ‚Skin in the Game‘. Darum ist uns der direkte Dialog mit Unternehmensentscheidern so wichtig: So lässt sich das Engagement des Managements und dessen Einfluss auf den langfristigen Erfolg eines Unternehmens bewerten. Denn Eigentümer und Vorstände, die persönliche Risiken eingehen, tragen die unmittelbare Verantwortung für unternehmerischen Erfolg, was zu einer langfristigeren Ausrichtung und Solidität beitragen sollte. Der Fonds investiert in börsennotierte, europäische Gesellschaften mit mindestens einem starken Ankerinvestor (Anteilsbesitz > 10 %) – primär Familienunternehmen. Neben quantitativer Auswahl- und Bewertungskriterien erfolgt die Aktienselektion durch qualitatives Bottom-up-Stockpicking. Dabei achten wir auf zentrale Kriterien wie Wachstumschancen, Marktstellung, Preissetzungsmacht und Managementqualität.
finanzwelt: Nachhaltigkeit als Megatrend ist vor dem Hintergrund von Inflation und Geopolitik etwas in den Hintergrund gerückt. Welche Rolle spielt das Thema in Ihrem Anlageprozess?
Lippert» Nachhaltigkeit hat in unserem Anlageprozess nach wie vor eine große Bedeutung. Neben unseren eigenen Einschätzungen zu den Unternehmen nutzen wir hierzu die Datenbasis von ISS-ESG. Dabei geht es vor allem um das Rating der Unternehmen sowie um deren positiven Beiträge zu den UN Sustainable Development Goals. Direkter Dialog mit Unternehmensentscheidern, gezieltes Engagement sowie eine aktive Stimmrechtsausübung gehören für uns selbstverständlich ebenso zu einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz.
finanzwelt: Zu Ihrer Person: Mitte 2023 sind Sie von einer großen Adresse zur GS&P Kapitalanlagegesellschaft (GS&P KAG) gewechselt. Welche Beweggründe waren für Sie entscheidend?
Lippert» Ich brenne seit meinem zwölften Lebensjahr für die Aktienmärkte und insbesondere für die Anlage in Nebenwerten. Der Wechsel zur GS&P KAG ermöglichte es mir, dieser Leidenschaft wieder mit großen Freiheiten nachzugehen. Hier kann ich wesentlich unternehmerischer arbeiten, die Gesellschaft aktiv mitgestalten und eigenständige Entscheidungen treffen. Außerdem verwalte ich nun mit dem ‚GS&P Fonds – Family Business‘ zum ersten Mal als leitender Portfoliomanager eine spannende Fondsstrategie, die ich zusammen mit dem engagierten Team weiterentwickeln möchte. (ah)
Nachgefragt | Alexander Lippert
SGL Carbon: Chancen für Turnaround durch Segment-Verkauf
Mit rund 4.800 Mitarbeitern an 29 Standorten erzielte das Unternehmen im Jahr 2023 einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Der Fondsmanager Alexander Lippert sieht angesichts der aktuellen Strategieüberprüfung des Unternehmens ein erhebliches Potenzial für eine positive Neubewertung der Aktie.
Unternehmensprofil und Marktstellung
SGL Carbon ist in vier Geschäftsbereiche gegliedert:
- Graphite Solutions (52 % des Umsatzes): Hochmargige Spezialprodukte aus synthetischem Graphit für Anwendungen in der Halbleiter-, LED- und Solarindustrie.
- Process Technology (12 % des Umsatzes): Hochmargige Lösungen für die chemische Industrie.
- Carbon Fibers (21 % des Umsatzes): Produkte aus Kohlenstofffasern für die Automobil- und Windindustrie, derzeit verlustträchtig.
- Composite Solutions (14 % des Umsatzes): Spezialprodukte aus Carbon- und Glasfasern für die Automobilindustrie, darunter Batteriegehäuse für Elektroautos und Blattfedern.
Strategische Neuausrichtung
Die Aufnahme von SGL Carbon in den Fonds erfolgt aufgrund einer strategischen Neuausrichtung der Gesellschaft. Der wichtigste Katalysator für die positive Entwicklung der Aktie ist die im Februar 2024 angekündigte Überprüfung strategischer Optionen für die unprofitable Geschäftseinheit Carbon Fibers. Ursprüngliche Hoffnungen auf eine weite Verbreitung von Kohlenstofffasern im automobilen Massenmarkt haben sich aufgrund hoher Kosten und schlechter Reparatureigenschaften nicht erfüllt. Das Geschäft leidet zudem unter der Energiekrise und operativen Schwierigkeiten im Markt für Windkraftanlagen. Ein erfolgreicher Verkauf dieser Sparte könnte zu einer erheblichen Neubewertung der Aktie führen.
Potenzielle Vorteile eines Verkaufs
Ein Verkauf des Segments Carbon Fibers hätte mehrere positive Auswirkungen:
- Verbesserung des Produktmixes und Steigerung von Wachstum und Marge.
- Reduzierung des Risikoprofils des Unternehmens durch den Wegfall potenzieller Einmalaufwendungen.
- Stopp des Cash Burns und Zuführung von Liquidität in die Bilanz.
- Reduzierung der Verschuldung, was zu einer Verbesserung der Nettoverschuldungsrelation führen würde.
- Potenzial für Kapitalausschüttungen und Investitionen in zukünftiges Wachstum.
- Verbesserung der Wahrnehmung an der Börse und mögliche Anhebung der Analystenkonsens- und Kursziele.
- Neubewertung der Aktie durch Investoren.
Zusätzliche Wachstumstreiber
Neben dem geplanten Verkauf des Segments Carbon Fibers betreibt SGL Carbon ein 50:50-Joint Venture mit dem italienischen Unternehmen Brembo für keramische Bremsscheiben, ein Geschäftsfeld mit sehr guten Margen und starkem Wachstum. Zudem verfügt SGL Carbon über vorteilhafte Verträge mit renommierten Großkunden wie Wolfspeed im Bereich Graphite Solutions, was stabile Umsätze sichern sollte.
Fazit des Fondsmanagers
Lippert ist zuversichtlich, dass die strategische Neuausrichtung von SGL Carbon, insbesondere der geplante Verkauf des verlustbringenden Segments Carbon Fibers, zu einer deutlichen Verbesserung der Unternehmenskennzahlen und einer positiven Neubewertung der Aktie führen wird.
„Mit der Fokussierung auf hochmargige Geschäftsfelder und stabilen Kundenverträgen sehen wir für SGL Carbon ein erhebliches Potenzial zur Wertsteigerung.“ Alexander Lippert
Fondsstrategie und Umsetzung
Der Fondsmanager setzt stets auf eine langfristig ausgerichtete, qualitative sowie quantitative Analyse der investierten Unternehmen. Durch direkten Dialog und tiefgehende Gespräche mit Unternehmensentscheidern wird das „Skin in the Game“ beurteilt. Dabei stehen das Engagement und die unmittelbare Verantwortung für unternehmerischen Erfolg bei Vorständen und Eigentümern im Vordergrund.
SGL Carbon passt gut in dieses Profil: Der CFO treibt die Transformation konsequent voran. Die drei Kinder von Deutschlands reichster Frau, Susanne Klatten, sind sowohl direkt als auch indirekt über BMW mit ingesamt über 45 % an SGL Carbon beteiligt.
Interview | Alexander Lippert
Nebenwerte-Manager: „Es muss weh tun können“
Warum Skin in the Game nicht nur bei der Fondsauswahl wichtig ist und welchen Mehrwert familiengeführte Unternehmen bieten können, erklärt Fondsmanager Alexander Lippert im Interview mit Citywire Deutschland.
Selbst investiert zu sein, ist nicht nur für Fondsselektoren ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl von aktiv verwalteten Produkten, sondern auch für Fondsmanager selbst. Alexander Lippert, Portfoliomanager des GS&P Fonds – Family Business, lebt dieses Prinzip in seiner Anlagestrategie.
Lippert investiert nur in europäische Unternehmen mit einem starken Ankeraktionär, der mehr als 10% der Unternehmensanteile hält. „Eigentümer und Vorstände, die persönliche Risiken eingehen, tragen die unmittelbare Verantwortung für unternehmerischen Erfolg, was zu einer langfristigeren Ausrichtung und Solidität beiträgt. Es muss wehtun können“, so die These des Fondsmanagers.
Laut Lippert kommen Familienunternehmen besser durch Krisen. „Diese Unternehmen wagen seltener überteuerte Übernahmen“, erklärt der Manager. So machen „echte“ Familienunternehmen mehr als 75% seines Fonds aus. „Viele Manager auf Zeit hingegen neigen zu Empire Building oder Sparprogrammen, um die Unternehmenszahlen kurzfristig zu optimieren. Langfristig ist das meist nicht nachhaltig“, sagt Lippert. Als Beispiel nennt er die milliardenschwere Übernahme von Monsanto durch Bayer. Die Entwicklungen bei Adidas und Henkel seien dagegen Beispiele, bei denen ein Vorstand seine Ziele kurzfristig erreicht, langfristig aber die Entwicklung des Unternehmens beeinträchtigt habe.
Doch auch familiengeführte Unternehmen können Nachteile haben. Undurchsichtige Holdingstrukturen und mangelnde Transparenz schrecken so manchen Investor ab. Das bestreitet Lippert nicht. Deshalb sei es für ihn und seine Kollegen, Christian Krahe und Christoph Schlienkamp, wichtig, mit den Unternehmen in den persönlichen Dialog zu treten, um die langfristigen Anreize der Eigentümer und die Strukturen des Unternehmens zu verstehen. „Wir treffen uns deshalb mit über 350 Unternehmen im Jahr und pflegen einen intensiven Austausch mit den Vorständen.“
Bereits in seiner ersten Station als Fondsmanager bei MainFirst betreute er zusammen mit Olgerd Eichler europäische Nebenwerte mit dem Schwerpunkt auf Deutschland. Nach fünf Jahren wechselte er zur DWS in das Team für europäische Nebenwerte unter der Leitung von Philipp Schweneke.
Einige Titel, vor allem deutsche Unternehmen, kennt Lippert daher schon seit Jahren. Eines dieser Unternehmen und zugleich eine der Top-Positionen des Fonds ist Elmos. Der auf die Automobilindustrie spezialisierte Halbleiterhersteller ist im Besitz der Familien Weyer, Hinrichs und Zimmer: „Ich verfolge das Unternehmen seit 2016 und kenne das Management, ihre Ziele sowie deren Anreizstrukturen daher sehr gut.“ Die Firma würde laut Lippert vom Trend zu mehr Sicherheit und Komfort in der Automobilindustrie profitieren.
Neben niedrigen Bewertungen, also dem Value- Faktor, legt Lippert Wert auf Qualität. Ein Beispiel hierfür ist der Windparkspezialist ABO Wind. Mit einem KGV von rund 20 hat das Unternehmen im Portfoliokontext zwar auf den ersten Blick keine günstige Bewertung. Aber: „Bis 2027 will die Gesellschaft ihren Gewinn verdoppeln, was dann eher wieder ein KGV von 10 ergibt, wobei auch die Bewertung der Projektpipeline eine höhere Bewertung rechtfertigt“, erklärt Lippert. „Aufgrund dieser Annahme und einer positiven Entwicklung ist die Position mittlerweile auf Platz 1 und macht über 6% aus.“ Bis Ende März hat Abo Wind über 40% zugelegt.
Einen kleineren, stabilisierenden Teil seines Portfolios machen zudem Spezialsituationen aus. Eine der Top 5-Positionen ist derzeit etwa Rocket Internet: „Hier sehen wir einen intrinsischen Wert, der wesentlich über dem aktuellen Börsenkurs liegt. Der Mehrheitsaktionär und Gründer der Gesellschaft, Oliver Samwer, möchte das Unternehmen langfristig von der Börse nehmen.“
Der Fonds besteht aus 45 Positionen, wovon die Top 20 rund 70% des Gesamtvolumens des €24 Millionen-Fonds umfassen. Lipperts Fokus liegt erfahrungsbedingt auf Deutschland: Fast 60% der Titel kommen aus der Bundesrepublik. „Wir haben im Team jahrelange Erfahrung mit dem deutschen Markt, einen erstklassigen Zugang zu den Unternehmen sowie räumliche Nähe zu den Geschehnissen in Deutschland. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass es hier eine Vielzahl an Weltmarktführern in Nischen gibt, die ihre Umsätze wiederum auf der ganzen Welt erzielen.“
Dennoch: „Europäische Nebenwerte waren zuletzt alles andere als beliebt“, so Lippert. Das Desinteresse zeigt sich auch in den Kursverläufen. Dieser Umstand sowie die teils sehr günstigen Bewertungen haben in den vergangenen Monaten wiederum Strategen und Finanzinvestoren wie KKR auf den Plan gerufen und zu vermehrten Übernahmen in dem Bereich geführt – auch im Portfolio von Lippert. „Private Equity-Investoren finden bei den günstigen Bewertungen ihre Beute nun im Public Equity-Markt“, erklärt der Manager weiter. „Wir hatten allein in den letzten zwölf Monaten vier Übernahmen mit Schaffner, OHB, CropEnergies und indirekt Steico. Schaffner sowie CropEnergies wurden mit Prämien von 79% bzw. 69% rausgekauft.“
Mit Blick auf die Zukunft sieht Lippert aktuell wieder Hoffnungsschimmer für Nebenwerte. Die Nettomittelzuflüsse in das Segment ziehen an. „Es gibt auch wieder vermehrt Interesse an Blockkäufen. Das Marktsegment ist zu günstig, um es zu ignorieren!“ So hat Lippert unter anderem bei günstig bewerteten Familienunternehmen wie Zalaris, einem norwegischen Spezialisten für Gehaltsabrechnungen, dem spanischen Reis- und Pastakonzern Ebro Foods oder dem deutschen Telematikanbieter Init zugeschlagen
„Und sollte das Interesse weiter mau bleiben, so wird es unweigerlich in den nächsten Monaten noch zu einigen weiteren Übernahmen kommen“, ist Lippert überzeugt.
Nachgefragt | Alexander Lippert
Ohne Management-Gespräche geht es nicht
Herr Lippert, der GS&P Fonds – Family Business hat ein besonderes Konzept. Könnten Sie uns bitte erläutern, was genau hinter der Investmentphilosophie „Skin in the Game“ steht?
„Skin in the Game“ bedeutet für uns, dass Eigentümer und Vorstände, die persönliche Risiken eingehen, eine direkte Verantwortung für den Erfolg ihres Unternehmens tragen. Gerade Familienunternehmer stehen dabei nicht nur mit ihrem Vermögen, sondern oftmals auch mit ihrem Namen und ihrer Reputation ein – sie setzen quasi ihre Haut auf’s Spiel. Diese unmittelbare Beteiligung führt unseres Erachtens zu einer langfristigeren und solideren Ausrichtung eines Unternehmens. Für uns ist dies ein Schlüsselfaktor für nachhaltigen Erfolg, weswegen wir gezielt nach ebensolchen Unternehmen für unser Portfolio suchen und genau diese Anreizmechanismen hinterfragen.
Welche Besonderheiten bietet der Fokus auf Familienunternehmen im Rahmen Ihres Fonds?
Familienunternehmen zeichnen sich oft durch eine generationenübergreifende Perspektive aus. Deren Vorstände sind nicht lediglich auf kurzfristige Gewinnoptimierung und Selbstmarketing aus, sondern auf langfristigen Werterhalt und -zuwachs incentiviert. Dies steigert die Verlässlichkeit – was langfristig an der Börse goutiert wird – und passt so auch perfekt zu unserem Anlageansatz. Darüber hinaus finden wir in diesem Segment und besonders im Bereich der Nebenwerte viele, wenig beachtete, unterbewertete Perlen, die von großen Investoren und Analysten übersehen werden. Die daraus resultierenden Informationsineffizienzen wollen wir uns zu Nutze machen.
Wie gehen Sie bei der Aktienselektion vor?
Der Fonds investiert in börsennotierte, europäische Gesellschaften mit mindestens einem starken Ankerinvestor (Anteilsbesitz > 10 %) – bevorzugt eben Familienunternehmen. Wir wollen uns nicht unnötig durch zu hohe und rigide Anteilsgrenzen einschränken. Vielmehr legen wir Wert auf eine genaue, qualitative Auseinandersetzung mit den Unternehmen – also auf Bottom-up-Stockpicking. Neben den üblichen quantitativen Auswahl- und Bewertungskriterien ist uns hier vor allem der direkte Dialog mit den Unternehmensentscheidern wichtig, um eine Einschätzung zum „Skin in the Game“ zu treffen.
So kommt es auch, dass wir im Team zu dritt jährlich über 350 Gespräche mit Unternehmensvorständen führen. Dieser aktive Dialog ist entscheidend, um ein tiefes Verständnis für das jeweilige Geschäftsmodell, die Unternehmensstrategie und vor allem das Engagement der Eigentümer und Vorstände zu gewinnen.
Vielfach wird am Markt die deutliche Unterbewertung der Small- und Mid Cap-Aktien diskutiert. Erwarten Sie hier eine Trendwende?
Die Unterbewertung der kleineren Titel hat mittlerweile lange nicht mehr gesehene Ausmaße erreicht. Abgesehen von den bestehenden, firmenspezifischen Katalysatoren liegt hier das Potenzial für zusätzlichen Rückenwind aufgrund von Bewertungsexpansion, wenn die Anlageklasse der Nebenwerte als günstigere Alternative zu den teureren Pendants wiederentdeckt wird. Viele Marktteilnehmer sind mittlerweile in Nebenwerten massiv unterinvestiert. Wenn die Nettomittelzuflüsse in das Segment drehen, kann es sehr schnell gehen. Sollten diese ausbleiben, wird M&A ein großes Thema: Vereinzelt greifen Strategen und kapitalstarke Finanzinvestoren bei zu Unrecht in Ungnade gefallenen Titeln bereits zu. Eine Entspannung am kurzen Ende der Zinskurve könnte zum Auslöser einer Aufholjagd der Small und Mid Caps werden.
In welchen Bereichen / Branchen finden Sie aktuell die attraktivsten Anlagemöglichkeiten?
Wir sind grundsätzlich generalistisch unterwegs und schauen uns Unternehmen aus fast allen Branchen an, die wir dann letztendlich auch unvoreingenommen gegen- und miteinander vergleichen. Die Frage nach der Branchenzugehörigkeit stellt sich eher nachgelagert im Gesamtportfoliokontext. Wie zuvor bereits geschildert, sehen wir aktuell jedoch viele günstig bewertete Titel im Bereich der ineffizienteren Nebenwerte. Grob kann man das Fondsportfolio in wachsende Qualitätstitel, Turnaround-Kandidaten mit Katalysatoren und in Spezialsituationen einteilen. So ergibt sich in Kombination mit liquiden Standardwerten ein rundes Produkt.
Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit in Ihrem Anlageprozess?
Nachhaltigkeit spielt sowohl in der Portfoliokonstruktion als auch in unseren Gesprächen mit den Unternehmensentscheidern eine zentrale Rolle. Der GS&P Fonds – Family Business investiert mehrheitlich in Unternehmen, die entweder über ein gutes Rating bei ISS verfügen oder einen positiven Beitrag zu den Sustainable Development Goals der UN leisten. Dabei achten wir darauf, dass diese Unternehmen auch Prinzipien einer guten Unternehmensführung verfolgen. Insbesondere Governance-Themen sind im Hinblick auf die typischen Vorbehalte gegenüber Familienunternehmen – wie eine zu starke Einmischung der Eigentümer ins operative Geschäft – ein sehr wichtiges Thema, das es im Anlageprozess zu hinterfragen gilt.
Sind Sie auch mit eigenem Geld in diesem Fondskonzept investiert?
Selbstverständlich. Auch hier leben wir das Prinzip von „Skin in the Game“. Denn man sollte nur denen vertrauen, die auch selbst etwas zu verlieren haben – und damit für ihre Entscheidungen geradestehen müssen. Ich denke, das diszipliniert auch ganz automatisch, grobe Schnitzer zu vermeiden und keinen „zu heißen Reifen“ zu fahren.
Welche Anleger sind im Fonds investiert und welchen Anlagehorizont sollten neue Anleger haben?
Der Fonds eignet sich insbesondere für Anleger, die auf Verlässlichkeit sowie eine solide Rendite Wert legen und einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont mitbringen. Sie profitieren dabei vom Wachstum, von der Solidität und der günstigen Bewertung börsengelisteter Familienunternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe.
Vielen Dank für diese Einblicke in den GS&P Fonds – Family Business.
Meinung | Alexander Lippert
Nebenwerte: Auf diese deutschen Unternehmen setzen Anlageprofis
„ABO Wind (bald ABO Energy) hat sich 2023 selbst ein Bein gestellt: Zur weiteren Finanzierung des absehbaren Wachstums über Kapitalerhöhungen beschlossen die bis dahin bei Aktionären sehr angesehenen Gründer, Dr. Ahn & Bockholt, die Umfirmierung in eine KGaA. Den restlichen Aktionären missfiel dies – eindrücklich abzulesen am Kursverlauf.
Nun sind zwar Kapitalerhöhungen vom Tisch, der Kurs aber weiterhin im Keller. Antizyklisch bietet sich hier eine gute Chance, zu historisch niedrigen Bewertungen in ein strukturell wachsendes Geschäft mit vielen stillen Reserven dank konservativer HGB-Bilanzierung zu investieren.
Es bieten sich zwei Optionen: Der Rechtsformwechsel wird wie vorgesehen durchgeführt und der Fokus wandert graduell zurück auf die Potenziale im eigentlich soliden operativen Geschäft. Oder unwahrscheinlicher, aber besser: Die KGaA-Struktur wird gar ganz fallengelassen, die Bewertung steigt und das Unternehmen nutzt konsequent seine Wachstumschancen.“
In den vergangenen zwei Jahren durchliefen Nebenwerte-Unternehmen eine schwierige Phase. Das gute Börsenjahr 2023 bescherte einmal mehr den US-Tech-Riesen hohe Kurszuwächse. Nach einem schwachen Vorjahr konnten sie sich 2023 wieder berappelten. Dagegen blieben die „Kleinen“ bei der Aktienmarktrally weitgehend außen vor. Doch der Wind sollte sich 2024 drehen und nun erneut zum Rückenwind für Nebenwerte werden, vermuten viele Marktbeobachter.
Insgesamt spricht aus Investorensicht einiges für kleine und mittlere Titel: Kleinere Unternehmen gelten als besonders innovativ. Sie setzen Ideen tendenziell schneller um und passen sich zeitnah an neue Gegebenheiten an. Zudem haben sie ihren großen Wachstumsschub potenziell noch vor sich. Wer in einem frühen Stadium auf ein zukunftsträchtiges Unternehmen setzt, kann an seinem Investment besonders viel Freude haben. Man denke nur an den Gewinn, den ein früher Vogel aus einer Anlage in einen späteren Giganten wie Microsoft oder Nvidia vereinnahmen konnte.
Noch etwas spricht für Nebenwerte: Auf lange Sicht hatten kleinere Unternehmen die Nase gegenüber den größeren deutlich vorn. Das lässt sich zum Beispiel am Dax ablesen: Der klassische Dax, der früher die 30 und heute die 40 größten deutschen Unternehmen repräsentiert, lief Ende 1987 bei 1.000 Zählern los. Heute steht er bei knapp 17.000 Zählern. Der M-Dax – die zweite Riege der nächstgrößeren 50 Unternehmen – wurde bei seinem Start 1996 auf ebenfalls 1.000 Punkte Ende 1987 zurückgerechnet. Der M-Dax steht heute bei mehr als 25.600 Zählern.
Wer sich als Anleger im Nebenwerte-Kosmos umsieht, kann allerdings auf weniger Input durch Analysten zählen. Denn diese decken tendenziell vor allem die großen Unternehmen ab. Die Arbeit eines gewissenhaften Nebenwerte-Investors kann sich daher mühsamer gestalten als die Tätigkeit eines Investors, der im Blue-Chip-Kosmos zu Hause ist.
Wenn sich nun Anleger vom Jahr 2024 ein Comeback der Nebenwerte erhoffen – welche Unternehmen konkret haben das Potenzial, demnächst zu glänzen? Wir haben drei Nebenwertemanager jeweils um ihre drei Top-Tipps gebeten. In der Bilderstrecke stellen wir sie vor.
Artikel | Der Aktionär, mit Alexander Lippert
Watchlist der Profis
Fondsmanager und Vermögensverwalter sind immer ganz nah am Markt. der aktionär fragte nach, welche Small und Mid Caps sich die Profi-Investoren für das Jahr 2024 auf die Watchlist gesetzt haben. Georg Issels, Vorstand der Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co., schickte vor zwölf Monaten an dieser Stelle die Aktie von Redcare Pharmacy ins Rennen. Ein Volltreffer!
Die damals noch unter Shop Apotheke firmierende Gesellschaft zählte im abgelaufenen Jahr mit plus 180 Prozent zu den absoluten Top-Performern unter den heimischen Nebenwerten. Für das Jahr 2024 steht bei dem Aktienstrategen mit HelloFresh erneut einer der Top-Verlierer aus dem Vorjahr auf der Watchlist. Der weltweit führende Anbieter von Kochboxen habe nach unerwartet schwächeren Neukundenzahlen und Problemen in einer Produktionsstätte in seinem wichtigsten Einzelmarkt USA die Jahresziele für 2023 zurückgenommen. Umsatz und operativer Gewinn dürften damit also kleiner ausfallen als zuvor erwartet. „Der Vertrauensverlust ist riesig, die Aktie notiert niedriger als vor der Pandemie, alleine in den letzten drei Monaten hat sich der Kurs mehr als halbiert“, so der Experte. Doch Issels sieht hier auch eine Chance: „Sollten die Probleme tatsächlich temporärer Natur sein, wie die Gesellschaft mitteilt, dürfte in 2024 eine deutliche Erholung möglich sein“, legt sich der Profi fest.
Auch bei K+S setzt der Scherzer-Vorstand auf ein Comeback. „Nach einem Rekordgewinn in 2022 im Zuge der Ukrainekrise hat sich der Aktienkurs wegen wieder gesunkener Kalipreise mehr als halbiert.“ Nachdem der Konzern seine Nettofinanzverschuldung durch die operative Geschäftsentwicklung und die strategische Neuausrichtung vollständig abbauen konnte, notiert die Aktie zum halben Buchwert. „Sollten sich die Kalipreise im Jahresverlauf erholen, hat K+S in der aktuellen Aufstellung als einer der weltgrößten Kalianbieter mit Produktionsstätten in Europa und Kanada beste Chancen, überproportional davon zu profitieren“, ist sich der Experte sicher.
Seine dritte Aktie ist eine Sonderstory.
Centrotec war bis zum Verkauf des Kerngeschäfts ein Spezialist für Energiespartechnologien in Gebäuden. „Heute ist die Gesellschaft eine aktive Finanzholding in den Bereichen Industrie, Real Estate und Financial. Sie besitzt eine rund 11-prozentige Beteiligung an der börsennotierten italienischen Ariston Group, der Käuferin des Kerngeschäfts, einen hohen Cashbestand und bewirtschaftet das Restgeschäft“, weiß Issels. Seine Rechnung: „Allein der Cashbestand deckt den aktuellen Börsenkurs mehr als ab. Hinzu kommt die Ariston-Beteiligung, die bei einem Kurs von 6,35 Euro etwa 20 Euro zum Wert pro Aktie beiträgt, und das Restgeschäft, dem ein Wert von 14 Euro je Aktie beigemessen werden kann.“ Per Saldo gebe es Centrotec damit zum halben Wert.
„Aktienrückkäufe und Anteilsaufstockungen der gut 80 Prozent haltenden Mehrheitsgesellschafterin, der Familie Krass, sollten auch zu einer höheren Bewertung an der Börse führen“, so das Fazit des Profis.
Chips, Pumpen und eine KGaA
Bei Alexander Lippert steht Elmos auf der Watchlist. Der Portfoliomanager setzt damit auf die großen Wachstumstreiber Komfort und Sicherheit im Straßenverkehr.
„Während 2022 im Schnitt sieben ElmosChips pro weltweit verkauftem Fahrzeug verbaut wurden, wartet ein gut ausgestatteter 7er-BMW bereits mit über 150 solcher Halbleiter auf.“ Wichtig: Die Technik wandere dabei Stück für Stück in die günstigeren Massenmodelle – nicht nur der europäischen Autohersteller, sondern auch bei der aufstrebenden Konkurrenz in Asien. „Das führt dazu, dass Elmos auch bei mauen Autovolumina überdurchschnittlich wachsen kann“, so Lippert. „Angesichts des zweistelligen Umsatzund überproportionalen Gewinnwachstums erscheint ein 24er-KGV von 12 als zu gering“, so der Stratege.
Bei KSB erwartet Lippert, dass das Managementteam nun die Früchte seiner 2018 eingeleiteten Maßnahmen ernten kann. Auftragseingang, Umsatz, Gewinn und Free Cash Flow würden 2023 bereits prozentual zweistellig steigen. Im Rahmen der Strategie 2030+ würden zudem mehr als vier Milliarden Euro Auftragseingang bei mindestens zehn Prozent EBIT-Marge angestrebt, verglichen mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von gut 1,1 Milliarden Euro. Das Marktumfeld passt. „Treiber der Margenexpansion wird auch der Fokus auf das pro fitable Servicegeschäft sein, das potenziell sogar eine riesige installierte Basis im Gegenwert von etwa 30 Milliarden Euro adressieren kann.“
ABO Wind habe sich 2023 selbst ein Bein gestellt. „Zur weiteren Finanzierung des absehbaren Wachstums über Kapitalerhöhungen beschlossen die bis dahin bei Aktionären sehr angesehenen Gründer, Dr. Ahn & Bockholt, die Umfirmierung in eine KGaA. Den restlichen Aktionären missfiel dies – eindrücklich abzulesen am Kursverlauf“, so der Portfoliomanager. Nun seien zwar Kapitalerhöhungen vom Tisch, der Kurs sei allerdings weiter im Keller. „Antizyklisch bietet sich hier eine gute Chance, zu historisch niedrigen Bewertungen in ein strukturell wachsendes Geschäft mit vielen stillen Reserven dank konservativer HGB-Bilanzierung zu investieren“, so der Aktienprofi.
Grüne Comeback-Chancen
Nach einem erfolgreichen Börsengang ging die Aktie von Friedrich Vorwerk auf Talfahrt. Im Anschluss an eine mehrmonatige Konsolidierung griffen erste Investoren zum Jahresende mit der Hoffnung auf einen erfolgreichen Turnaround wieder zu. „Hauptertragsbringer ist und bleibt der Bau von unterirdischen Gleichstromtrassen in Niedersachsen und NRW“, so Michael Kollenda von Salutaris Capital. „Angesichts der vollen Orderbücher und eines Rekordauftragseingangs erwarten wir ein Comeback und deutlich steigende Kurse bis zum Jahresende“, legt sich der Small-Cap-Profi fest.
Bei Ökoworld hat Kollenda in den vergangenen Monaten mehrere gravierende Weichenstellungen ausfindig gemacht. Bei der in Branchenkreisen als Erfinder der nachhaltigen Geldanlage in Deutschland titulierten Gesellschaft hat Anfang August 2023 der Aufsichtsrat den Firmengründer und langjährigen Vorstandsvorsitzenden Alfred Platow entlassen. „Offensichtlich hatten seine drei Vorstandskollegen gegen ihn geputscht und den Aufsichtsrat davon überzeugt, dass es besser ohne ihn weiterginge“, so Kollenda. Zudem würden rund 120 Millionen Euro liquide Mittel in der Firmenkasse der schuldenfreien Gesellschaft schlummern – das sei mehr als die Marktkapitalisierung der Vorzüge. „Wir erwarten, dass das Unternehmen damit auch künftig ein guter Dividendenzahler bleibt“, so Kollenda.
Die dritte grüne Aktie ist Wolftank-Adisa.
„Die Aktie wurde zuletzt zu Unrecht in Sippenhaft genommen und mit dem schwachen Sentiment der Wasserstoff-Aktien nach unten gezogen“, ist der Stratege sicher. Die Marktkapitalisierung sei auf nur noch 50 Millionen Euro geschrumpft. Für das Jahr 2024 erwartet er Umsätze von mehr als 125 Millionen Euro und einen Gewinn je Aktie von 0,83 Euro. Daraus würde ein KGV von 13 resultieren. „Damit ist das Unternehmen massiv billiger als alle artverwandten Unternehmen und schreibt im Gegensatz zu den meisten Firmen bereits schwarze Zahlen.“
Dividende und Bewertung im Fokus
Roland Könen von Value-Holdings Capital Partners hat die Aktie von Indus Holding auf der Watchlist. Das Portfolio der überwiegend inhabergeführten mittelständischen Produktionsunternehmen umfasse rund 45 direkte Beteiligungen in Schlüsselbranchen. „Mit dem Verkauf und der Einstellung der Automotive-Aktivitäten hat Indus eine Verlustquelle der letzten Jahre beseitigt, sodass die Ertragsseite ab 2024 wieder zulegen sollte“, so der ValueExperte. Ebenfalls wichtig: Indus hatte keinen Dividendenausfall in den letzten 25 Jahren. „Bei einer Pay-out-Ratio von bis zu 50 Prozent beträgt die Dividendenrendite auf aktuellem Kursniveau rund fünf Prozent – Tendenz steigend,“ so Könen.
Auch bei Porr hebt der Experte eine attraktive Dividendenpolitik hervor, die auf aktuellem Kursniveau eine Rendite über fünf Prozent ergebe. Das Bauunternehmen (Kernmärkte Österreich, Deutschland, Polen) besitze eine hohe Expertise im Tiefund Infrastrukturbau (Umsatzanteil: knapp 60 Prozent), insbesondere bei Tunnelprojekten und beim Bau von Pumpspeicherkraftwerken. Daneben liege der Schwerpunkt der Bauaktivitäten im Industriebau (Anteil: 30 Prozent). Der Wohnungsbau nehme nur einen Umsatzanteil von unter zehn Prozent ein. Projektbezogen arbeite Porr zudem in Großbritannien, Norwegen, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. „Bei diesen Projekten handelt es sich insbesondere um Eisenbahnprojekte, bei denen das von Porr mit der ÖBB entwickelte und patentierte feste Fahrbahnsystem Slab Track eingebaut wird“, so Könen. Mit einem Auftragsbestand von mehr als neun Milliarden Euro besitze Porr eine hohe Visibilität bis weit in das Jahr 2024 hinein.
Auch die dritte Aktie auf seinem Zettel überzeugt mit einer hohen und nachhaltigen Dividende. „Die Eigenkapitalquote von Hornbach von über 40 Prozent ermöglicht verlässliche Dividendenzahlungen, die seit 1987 jedes Jahr ausgeschüttet wurden und dabei mindestens stabil geblieben sind“, weiß der Profi. Damit nicht genug: „Die Aktie ist derzeit mit einem einstelligen KGV und einem KBV von unter 1 bewertet.“ Mit rund 100 Bauund Gartenmärkten sei Hornbach drittgrößter Baumarktbetreiber in Deutschland. Zudem betreibe der Konzern über 70 Märkte in acht weiteren europäischen Ländern. „Zum Konzern gehören darüber hinaus die Hornbach Baustoff Union, ein regionales Baustoffhandelsunternehmen mit 39 Standorten im Südwesten Deutschlands und Frankreich, sowie die Hornbach Immobilien AG, die für den Konzern Einzelhandelsimmobilien entwickelt“, erklärt der Stratege. „Die rund 100 eigenen Immobilien hatten laut letztem Geschäftsbericht eine Bewertungsreserve von rund 880 Millionen Euro, dem steht eine Marktkapitalisierung von knapp einer Milliarde Euro gegenüber.“
Artikel | Alexander Lippert
Skin in the game – es muss wehtun
Die Rolle des persönlichen Risikos könnte kaum ausgeprägter sein: Eigentümer von Familienunternehmen stehen oft mit dem Großteil ihres Vermögens und ihrer Reputation ein, wenn es um das Wohl und Wehe zigtausender Beschäftigter geht. Sie denken und handeln langfristig, teils über Generationen hinweg, um den erarbeiteten Wohlstand zu bewahren und zu mehren. Es gibt mehr solcher Unternehmen an der Börse, als man denkt. Gerade abseits der bekannten Namen wie LVMH, L’Oréal oder BMW eröffnen sich Chancen.
Nur denen vertrauen, die auch etwas zu verlieren haben
Dieses „Skin in the game“ – also das persönliche Risiko – ist ein zwar vielzitierter, aber dennoch oft vernachlässigter Faktor für langfristigen Erfolg. Gerade in der direkten Verantwortlichkeit für Entscheidungen liegt die Potenz dieses zentralen Betrachtungsbausteins.
Den Finger in der Wunde
Bei Familienunternehmen ist im Hinblick auf oftmals ungleiche Machtverhältnisse zwischen Anker- und Kleinaktionären, Governance-Themen sowie Nachfolgekonflikten eine genaue Beurteilung der Motive und Anreizmechanismen von Nöten. In direkten Gesprächen mit den Unternehmenslenkern gilt es für professionelle Investoren, die Beweggründe und Ziele von Vorständen und Großaktionären zu erfragen und bei Bedarf auch den Finger in die Wunde zu legen.
Outperformance von Familienunternehmen an der Börse
Zahlreiche Studien belegen die bessere Wertentwicklung von Aktien familiengeführter Unternehmen am Kapitalmarkt, ein überzeugendes Ergebnis sei nachstehend in der Grafik gezeigt:
Die lange Frist avisiert
Langfristiger Werterhalt & Wertakkumulation kommen vor kurzfristiger Gewinnmaximierung während der Amtszeit eines Vorstands. Stattdessen verfolgen verantwortungsvolle Familienunternehmen eine generationsübergreifende Vision: Die Wahrung des guten Rufes und die Bewahrung des Familienvermächtnisses. Diese Haltung bildet letztendlich das Fundament für nachhaltigen Erfolg.
Lukrativer Blick in die 2. und 3. Reihe
Neben einer sehr hohen Gewichtung der Anreize und der Qualität des Managements fokussieren sich die Experten des „GS&P Fonds – Family Business“ bei ihren Anlagen auf Nebenwerte, also jene Titel fernab der allbekannten Standardwerte. Hier sieht man sich im Vorteil gegenüber vielen großen Adressen, für die dieser Bereich schlicht zu klein ist. Die Marktabdeckung durch ETFs ist ebenso kaum darstellbar wie die von Seiten der Analysten und Presse. Gerade hier setzen die Kapitalmarktexperten an, engagieren sich und bilden sich im direkten Dialog ein eigenes Urteil. Diese differenzierte Begutachtung der Unternehmen fügt sich gut ein in den realisierten Bottom-Up-Stockpicking-Ansatz, aus dem sich im Idealfall lukrative Informationsvorsprünge ergeben.
Mit voller Hingabe
Ein Paradebeispiel für ein Familienunternehmen aus der zweiten oder dritten Reihe ist eine der letzten Neuaufnahmen im Fonds: Elmos Semiconductor mit Hauptsitz in Dortmund. Elmos ist ein hochprofitables, deutsches Technologie- und Wachstumsunternehmen, das bis heute von den Gründerfamilien dominiert wird, die zusammen über 58 Prozent der ausstehenden Aktien besitzen. Der aktuelle CEO ist seit 2014 im Unternehmen und hat dort seitdem große Verdienste erworben – unter anderem hat er antizyklische Aktienrückkäufe und die Transformation vom zyklischen Chiphersteller zum schwankungsärmeren Designer, Entwickler und Tester dieser High-Tech-Produkte vorangetrieben. Neben starken langfristigen Incentives ist sein Aktienpaket seit Mai 2023 sogar mit den Gründern in einem Poolvertrag gebunden, was für eine langfristige Ausrichtung der Strategie spricht.
Elmos entwickelt, produziert und vertreibt Halbleiter vornehmlich für den Einsatz im Auto. In den Bereichen Ultraschall-Distanzmessung, Ambientes Licht und intuitive Bedienung ist das Unternehmen globaler Marktführer. Die Anzahl an Elmos-Chips pro weltweit produziertem Auto wird strukturell steigen (aktuell: im Schnitt 7 Elmos-Chips pro Fahrzeug, in einem neuen Auto der Premiumkategorie: bis zu 150 Chips), weswegen die absoluten Autoabsatzzahlen zunehmend zweitrangig werden. Aktuell plant das Unternehmen gut 19 Prozent der für 2023 erwarteten Umsätze für Investitionen auszugeben – und hat diese Zahl im Juni sogar erst von 17 Prozent erhöht –, was ein starkes Indiz für das erwartete Wachstum dieser Kategorie und für die noch kommenden Produktneuanläufe ist. Trotz stark zweistelligem Wachstum, einer EBIT-Marge von ca. 25 Prozent und geringer Verschuldung handelt die Aktie aufgrund investitionsbedingt schwacher Mittelgenerierung, dem allgemein negativen Umfeld und Desinteresse an Auto-Titeln auf attraktiven Bewertungen. Insbesondere die mittelfristigen Wachstumspotentiale werden nach Ansicht des GS&P Fondsmanagements von den Marktteilnehmern noch unterschätzt.
Artikel
Luxemburger Fondsboutique angelt sich DWS-Manager
Zuvor hatte der 28-Jährige bereits für Mainfirst gearbeitet. Dort war er Teil des Teams um Fondsmanager Olgerd Eichler. In beiden Positionen war er für den Bereich europäische Small- und Midcaps verantwortlich – worauf auch Lipperts neuer Arbeitgeber GS&P sein Hauptaugenmerk legt.
Dort freut man sich nun über den Neuzugang. GS&P-Geschäftsführer Christian Krahe sagt über Lippert: „Mit seiner Begeisterung für das Stockpicking und seinem umfassenden Wissen über europäische Aktiengesellschaften kann er wichtige Impulse in der Aktienanalyse und -selektion geben und uns bei der Weiterentwicklung der Gesellschaft tatkräftig unterstützen.“
Lippert soll unter anderem für den von GS&P gemanagten Artikel-9-Fonds „Umweltspektrum Mix“ (ISIN: LU2078716219) tätig werden. Dabei komme ihm seine Erfahrung als „Certified ESG Analyst (CESGA)“ zugute, wie es in der Mitteilung heißt. Er bringe Erfahrung mit Nachhaltigkeitsdaten unterschiedlicher Anbieter mit. Bereits bei Mainfirst hat Lippert demnach die hauseigene Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickelt. Hauptverantwortlich soll er zudem den GS&P Family Business (LU0179106983) übernehmen.